
Tanzauditions Tipps - warum?
Jazz Sneakers – dabei. Heels – auch. Knieschoner – jawohl. Lebenslauf und Foto – eingepackt. Noten – ebenfalls. Handtuch – verstaut. Große Flasche stilles Wasser – jau. 2 Bananen – jepp. Make up – yes. Haarspray und Bürste – si. Bin ich soweit?
Wenn nicht jetzt, wann dann? Als ich mein Studium beendet hatte und endlich in die große weite Welt durfte, musste ich auch nicht wirklich was mich dort erwarten würde. Während des letzten Semesters meiner Ausbildung in London durften wir schon bei Auditions mitmachen um erste Erfahrungen zu sammeln und zu lernen, wie Tanzauditions überhaupt funktionieren. Lernen, eine Sache, die niemals für einen abgeschlossen sein sollte, egal wie lange man schon im Geschäft ist.
Auch für Tanzauditions gelten einige Regeln, die man aus Respekt vor dem eigenen Handwerk immer beherzigen sollte. Natürlich gibt es viele Dinge, die man nicht einfach mit einem Text wie diesem vermitteln kann, aber einige von uns Erfahrenen möchten euch gern dabei helfen, erfolgreich bei Tanzauditions zu sein. Daher die Idee zu diesem Artikel mit Tanzauditions Tipps.
Es kann aber nicht deine eigenen Erfahrungen ersetzen, also musst du auch selber an Tanzauditions teilnehmen, um sie zu sammeln. Eine Tanzaudition ist etwas ganz anderes als beispielsweise ein Vorsingen. In diesem Beitrag möchte ich dir einige Tipps geben, die ich auf beiden Seiten des berühmten Tischs gesammelt habe; egal ob du noch überhaupt keine Erfahrungen mit Tanzauditions hast oder als alter Hase dein Wissen noch einmal auffrischen möchtest, damit nach einer Audition sagen kannst, dass du dein Bestes gegeben hast. Mehr kann man erst einmal nicht von dir verlangen.
10 Tanzauditions Tipps von Jacqui
1) Frühstück! – Auch wenn du vielleicht eine schlaflose Nacht hattest und nervös bist; vielleicht ist es das letzte, was du jetzt möchtest, aber: frühstücke auf jeden Fall ausführlich und früh genug.
2) Dein Äußeres – Dieser Punkt ist sehr wichtig. So banal dieser Tipp klingt, halte dich unbedingt jedes Mal an ihn: achte auf ein gepflegtes Äußeres. Trage Klamotten, die es mir erlauben, deinen Körperbau gut erkennen zu können, vorzugsweise in einer Farbe, in der dich wohl fühlst und die die Aufmerksamkeit auf dich lenkt (das Team wird an diesem Tag sehr viele Leute sehen, und du möchtest Ihnen dabei helfen, sich später an DICH zu erinnern!).
Natürlich möchte das Team auch deinen Körperbau sehen, hast du einen Sixpack, wie ist deine Technik, wie setzt du die Choreografie um. Bedenke: schlechte oder fehlende Technik führt zu Verletzungen. Jeder möchte die Wahrscheinlichkeit von Verletzungen im Ensemble so klein wie möglich halten… Mädels, achtet auf ordentliches Make-up, nicht zu viel, aber auf jeden Fall genug, um eure Vorzüge zu zeigen. Gebt dem Team die Möglichkeit, euer Gesicht zu sehen und sorgt dafür, dass eure langen Haare nicht ständig hineinfallen. Dein Äußeres ist ein wichtiges Verkaufsargument für dich. Außerdem stören dich deine Haare im Gesicht genauso sehr wie das Team.
3) Ein überfüllter Tanzraum – und nicht genug Platz zum Tanzen! Alle haben die gleiche Idee:“ ich versuche nach vorne zu kommen, dann kann ich am besten sehen, was uns gezeigt wird und die Choreografie nageln.“ Nun ja, das verstehe ich schon. Aber ein guter und fairer Choreograf möchte gute Tänzer finden, und wenn es nicht genug Platz gibt, wird er die hinteren Teilnehmer später nach vorne holen oder vielleicht zwei Gruppen bilden. Mach dir also keine Sorgen.
4) Die Kombination wird schnell gezeigt – schnall dich an und konzentriere dich. Es wird nicht immer schnell sein, aber manchmal. Sei aufmerksam, hör gut zu, sieh genau hin, lerne, verinnerliche den Stil sofort und mache ihn so nach, wie er gezeigt wird. Denn es gibt einen Grund für ihn bei dieser speziellen Produktion, und der Choreograf sucht ihn sofort. Bist du jemand, der diesen Stil schnell begreift und umsetzen kann? Passt du in diese Show?
5) Denke für dich selbst – klingt logisch, ich weiß. Wenn du es aber nicht beherzigt, wirst du mit Sicherheit, was man einen „Late Dancer“ nennt. Warum? Wenn du nicht für dich selber denkst, bist du nicht auf dich selber konzentriert, sondern auf andere Menschen um dich herum. Vielleicht bist du unsicher, vergleichst dich mit den anderen oder hast Angst, nicht gut genug zu sein. Wenn du aber die anderen beobachtest und kopierst, wirst du selber mit seinen Bewegungen zu spät sein und dazu einen leeren Gesichtsausdruck haben.
6) Fragen – Wenn dir etwas nicht klar ist: frage! Wenn der Choreograf vielleicht doch nicht die Reihen tauschen lässt, du die Schritte immer noch nicht kannst und deinen Vordermann kopierst, frage einfach, ob ihr die Reihen tauschen könnt. Fragen sind meistens in Ordnung, und auch wenn du die Frage nicht selber gestellt hast, höre bei der Antwort gut zu, denn sie wird dir helfen; auch wenn du die Frage selbst hättest beantworten können.
7) Runden – O.k., die Choreografie wurde gezeigt, jetzt beginnt die Zeit der Auswahlrunden. Abhängig von der Größe des Studios und der Anzahl der Bewerber finden diese meist in kleineren Gruppen von 3-6 Personen statt. Der Ablauf? Normalerweise tanzt man die Routine zweimal – aber nicht immer, deswegen sei schon beim ersten Mal hervorragend. Bei einem zweiten Durchgang werden die Reihen üblicherweise durchgetauscht, und es gibt nur eine kleine Pause, in der man sich an die neuen Positionen gewöhnen kann.
Hier musst du wirklich zeigen, was du drauf hast. Den Stil, die Technik, den Look, denke für dich selber, lenke die Blicke des Teams auf dich und wenn du einen Fehler machst, finde deinen Weg zurück. Das Ungeschickteste, was du jetzt machen kannst, ist abzubrechen, es signalisiert dem Team, das du dazu neigst aufzugeben. Auch während einer Vorstellung kannst du nicht einfach aufhören, also warum jetzt? Um es mit Noel Coward zu sagen: „The show must go on!“
8) Nachdem du getanzt hast, bleibe so lange auf seiner Position, bis dir jemand aus dem Team signalisiert, dass es reicht, üblicherweise mit einem kurzen „Danke“. Du wirst außer Atem sein, also kontrolliere ihn, bleibe aufrecht, wirke stark, breche nicht auf dem Boden zusammen, egal wie gern du es würdest. Sehe offen und positiv aus. In Tanzauditons wird schnell ausgesiebt, und du möchtest doch in die nächste Runde, oder?
9) Bevor du zum Tanzen in deiner Auswahlrunde aufgerufen wirst, gehört es zum guten Stil, niemals hinten im Studio zu stehen und womöglich die Choreografie voll mitzutanzen. Das stört nicht nur das Team, sondern ist auch respektlos denen gegenüber, die gerade dran sind. Halte dich warm, bleibe auf die Choreografie fokussiert und gehe sie innerlich für dich durch, höchstens mit ganz kleinen Bewegungen. Das hilft auch dem Team ganz besonders, glaube es mir. Und bevor ich es vergesse, rede nicht! Wenn alle reden, ist es viel zu laut.
10) Am Ende – So, der erste und vielleicht einzige Teil ist vorbei, alle Kandidaten haben getanzt und du hörst: „die folgenden Personen bleiben bitte zum Singen“. Natürlich ist dies ein sehr aufreibender Moment, aber er gehört nun einmal dazu. Wenn du aufgerufen wirst, bleibe fokussiert und bereite dich auf das Singen vor.
Mein zehnter Tanzauditions Tipp ist, dass du deine Tanzklamotten anbehalten solltest, denn du könntest gebeten werden, noch einmal zu tanzen, du willst aber auch dem Team, sich an dich zu erinnern (dies kann etwas anderes sein, wenn du für einen separaten Termin eingeladen wirst). Wenn du nicht aufgerufen wirst, bedeutet das nicht, dass du eine schlechte Audition abgeliefert hast, vielleicht passt du einfach nicht richtig in das Raster. Lass dich davon nicht aufhalten und gehe aufrechten Ganges. Es gehört zu diesem Beruf, mit Ablehnung umgehen zu müssen und weiterzumachen. Das ist ein Zeichen von Charakterstärke, und eines Tages bekommst du vielleicht einen Fuß in die Tür.
Tanzauditions Tipps / Bonus
Bonustipp: Ich werde oft gefragt, ob es bestimmte Workshops oder Unterricht dafür gibt, Choreografien schnell zu lernen. Ich persönlich habe davon noch nicht gehört und wüsste auch nicht so recht, was das soll. Mein Ratschlag ist: üben, üben, üben. Je mehr Stunden du mit unterschiedlichen Lehrern und Choreografen arbeitest und ihre Stilistik kennen lernst, je mehr Auditions du machst, desto einfacher wird es.
Ich hoffe, dass dir meine Tanzauditions Tipps weiterhelfen. Es wird niemals einfach sein, aber einfacher. Je mehr du dich an diesen Ablauf gewöhnst, desto besser kannst du die speziellen Anforderungen von Tanzauditions meistern. Ich wünsche euch allen das Beste für die kommenden Auditions und freue mich darauf, euch irgendwann da draussen zu sehen,
P.S.: Nachdem du meine Tanzauditions Tipps gelesen hast: hast du schon die 20 Tipps zur Vorbereitung auf eine Gesangsaudition von Paul Christ gelesen?